Die geplante Güllefabrik in Gildehaus ist für eine Kapazität von 500.000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. 500.000 Tonnen sind erstmal nur eine Zahl. Aber was kann man sich unter 500.000 Tonnen Gülle vorstellen?
Der Versuch einer Einordnung: Gildehaus hat eine Fläche von 7,88 Quadratkilometern. Verteilt man die jährliche Güllemenge von 500.000 Tonnen gleichmäßig auf die gesamte Gildehauser Fläche, ergeben sich ca. 60 Liter Gülle pro Quadratmeter. Für ein 700 Quadratmeter großes Einfamilienhausgrundstück sind das 42.000 Liter Gülle pro Jahr. Hört sich viel an? Ist es auch. Man stelle sich den gewaltigen Berg von 42.000 Ein-Liter-Tetrapacks auf einem ganz normalen Grundstück vor!
In der Grafschaft fallen keine 500.000 Tonnen Gülle pro Jahr an, auch nicht in der näheren Umgebung. Dies ist unstrittig und wird von den Landwirten bestätigt. Man sollte also meinen, dass die Verantwortlichen in Stadtverwaltung und Stadtrat alles tun, damit Gildehaus nicht zu Güllehaus wird.
Gelegenheit dazu, die Güllefabrik zu verhindern, gab es bereits zur Genüge (siehe unsere bisherigen Posts zum Thema). Jedoch hat die CDU/FDP-Mehrheitsgruppe immer wieder eine Entscheidung verhindert, das betreffende Gebiet mit einer Veränderungssperre zu belegen. Zuletzt hatte die CDU/FDP-Gruppe Bedenken vorgebracht, dass die Stadt auf Schadensersatz verklagt werden könnte, wenn man die Güllefabrik nicht zulasse.
Der erste Stadtrat Heinz-Gerd Jürriens hatte allerdings bereits dargelegt, dass ein solches Risiko sehr gering sei und es sich, wenn überhaupt, um sehr geringe Beträge handeln würde. Das war der CDU aber nicht genug, man forderte eine weitere juristische Einordnung, bevor man entscheiden könne.
Inzwischen gibt es zwei weitere Beurteilungen, interessanterweise auch vom Anwalt der Investoren der Güllefabrik, die die Einschätzung von Herrn Jürriens bestätigen: Die Stadt hat wenig zu befürchten, wenn man die Güllefabrik nicht zulässt. Alles geklärt, dachte ich. Da hatte ich aber die Rechnung ohne die CDU gemacht. Einmal mehr änderte sich der Standpunkt. Die CDU erklärte in der Ratssitzung am 14. Juli, sie wolle die Entscheidung vertagen und bestehe darauf, dass für den Investor Alternativen gefunden werden. Die anschließende Diskussion war heftig, brachte aber nichts. Die CDU bestand darauf, dem Investor verpflichtet zu sein (warum auch immer), weder die unnötig große Kapazität der Fabrik, noch die Gefährdung der angrenzenden Betriebe wollte sie als Argument hören.
Mit ihren Stimmen hat die CDU/FDP also einmal mehr eine Entscheidung verhindert. Und jetzt kommt die Sommerpause. Die große Gefahr dabei: Wenn CDU und FDP die Entscheidung nur lange genug hinauszögern, werden die Investoren der Güllefabrik Tatsachen schaffen können, an denen die Stadt nicht mehr vorbei kommt. Die Güllefabrik wird dann kommen. Aus Gildehaus wird Güllehaus.
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