Baugebiet Schulte-Kolthoff: Verwaltung muss nachhaltigere Konzepte für Wasser und Energie erarbeiten

Im Westen von Bad Bentheim, an der Tonino-Kreuzung auf der alten Fläche des Hofes Schulte-Kolthoff, soll bekanntlich ein neues Baugebiet entstehen. Die großen Schilder kündigen es an und es sieht nach einer 08/15-Siedlung aus. Ist das wahr? Eine fantasielose Standardsiedlung an dieser für die Stadt so wichtigen und in Sachen Wasser nicht unproblematischen Stelle?

Die Schulte-Kolthoff-Flächen sind so etwas wie das optische Tor Bad Bentheims. Wer von Westen kommt, dessen Blick fällt auf die markante Silhouette der Burg – und darunter auf die Flächen des neuen Baugebiets. So wird die Neubausiedlung also ein Aushängeschild für Bad Bentheim sein – für Bürger ebenso wie für Besucher unserer Stadt.

Ist das Baugebiet vor Starkregen sicher?

Die Lage oberhalb der Koppelbecke ist entwässerungstechnisch sehr brisant. Die Anlieger dieses Gewässers hatten in der Vergangenheit schon mit Überschwemmungen nach Starkregen zu kämpfen. Es gibt also gute Gründe für ein durchdachtes, zeitgemäßes Konzept, um mit Regenwasser umzugehen. Geplant ist zwar, wieder ein Regenrückhaltebecken zu bauen – aber reicht das? Schwer zu sagen, Zweifel sind angebracht. Dank des Klimawandels nehmen Häufigkeit und Heftigkeit von Starkregen deutlich zu. Was vor 20 Jahren noch für Sicherheit gesorgt hat, und mit solchen Normen wird hier gerechnet, erfüllt seinen Zweck nur noch, bis ein außergewöhnlicher Regen auftritt.

Hinzu kommt: Was dem Stadtrat bisher von der Stadtverwaltung an Planung vorgelegt wurde, ist ernüchternd: Eine „Haben-wir-immer-so-gemacht“-Planung. Maximale Auslastung der Fläche, keine Vorgaben zu Energieautarkie, keine Vorgaben zur Minimierung der Risiken von Überschwemmungen der unterhalb liegenden Häuser, keine besonderen Vorgaben zur Begrünung.

Das ist nach Ansicht der Gruppe der GRÜNEN/Die Linke keine verantwortungsvolle Planung und kein Aushängeschild für unsere Stadt!

Mit unserer Kritik sind wir nicht allein. Auch CDU und SPD dringen auf Energieautarkie des Baugebietes, was im Licht des Klimawandels und der möglichen Gas- und Energiekrise wirklich keine Diskussionen mehr auslöst. Die Verwaltung muss hier nacharbeiten!

So wenig Fläche wie möglich versiegeln

Wir als Gruppe GRÜNE/Die Linke gehen aber noch einen Schritt weiter. Wir möchten, dass ein wirkliches Aushängeschild der Stadt entsteht: modern, begrünt, mit hoher Wohnqualität. Und dass so wenig Fläche wie möglich versiegelt wird, sowohl aus Gründen der Optik, des Umweltschutzes, aber auch zum Schutz der darunter liegenden Anwohner.

Wir haben deshalb beantragt, dass der Bebauungsplan, der für das Gebiet Schulte-Kolthoff gerade entwickelt wird, folgende Punkte berücksichtigt:

  • lockere Bebauung, größere Grundstücke,
  • mehr Grünflächen,
  • Dach- und Fassadenbegrünung,
  • mehr erneuerbare Energien,
  • ein Konzept zur dezentralen Energieversorgung des Gebietes Schulte-Kolthoff.


Unsere Stadt hat Besseres verdient!

Klimaschutz und Energieautarkie werden in Zukunft ohnehin eine starke Rolle bei der Planung von Neubauten spielen; die entsprechenden rechtlichen Änderungen werden bereits auf den Weg gebracht. Es wäre unglücklich, wenn wir eines der letzten Baugebiete „alter Art“ an einer für unsere Stadt städtebaulich so wichtigen Stelle wie den Flächen von Schulte-Kolthoff hätten. Unsere Stadt hat Besseres verdient!

Es ist Aufgabe des Stadtrats zu entscheiden, welcher Art dieses Aushängeschild sein soll: Stein gewordene, aus der Zeit gefallene Phantasielosigkeit, oder doch lieber eine ästhetische, grüne, zukunftsweisende Siedlung mit hoher Wohnqualität?

Für die GRÜNEN-Fraktion im Rat der Stadt Bad Bentheim: Dr. Christian Blum, Dr. Thomas Füser, Magnus Wulf

4 Kommentare

  1. Martin Lauffer

    Liebe Grüne, liebe Linke,
    danke für die Zusendung der Konzeptvorschläge für die Bebauung Schulte-Kolthoff!
    Mir kommt in den Überlegungen ein Aspekt zu kurz: Baukosten zu senken um Bauen auch für Menschen, welche die in der Zwischenzeit erheblich gestiegenen Baukosten gar nicht mehr aufbringen können, zu ermöglichen.
    Dem widerspricht z.B. der Punkt: „Vergrösserung der Grundstücke“ ebenso, wie manche der Begrünungsvorschläge.
    Es sollte m.M. nach geprüft werden, inwieweit den ökologischen UND den ökonomischen Erfordernissen Rechnung getragen werden kann.
    Das könnte z.B. auch dadurch erreicht werden, dass vorzugsweise 2-Familienhäuser gebaut werden. Dadurch sinken die Grundstückskosten pro Wohneinheit auf die Hälfte. Es könnte versucht werden auf einem Teil der Fläche eine Art „Gemeinschaftswohnen“-Bauprojekt auszuschreiben. Es gibt Gemeinden, die diesen, zugegeben unüblichen Schritt mit großem Erfolg gegangen sind. Dabei lassen sich anspruchsvolle Architektur (flexible und unterschiedlich große Wohnungen, zusätzlich mietbare 1-Zi.-Appartements für Gäste, Gemeinschaftsraum für Treffen etc.) sehr gut mit ökologischen Erfordernissen verbinden (Verdichtung). Auch würde dem Umstand Rechnung getragen, dass immer mehr Alleinstehende, bei einem entprechend gut durchdachten Angebot, durchaus bereit wären, ihr großes Einfamilienhaus gegen eine interessante, passende und flexible Wohnung einzutauschen, in der „Nachbarschaft“ auf ganz neue Weise wohnbar wird!
    Ferner sollte geprüft werden, ob nicht die Gemeinde die Grundstücke vorkaufen kann um diese dann per Erbpacht weiterzugegeben. Letzteres entspräche auch dem leider in Vergessenheit geratenen Grundsatz: Kein Privateigentum an nicht-mehrbaren Gütern (wie Boden, Wasser, Strom,…) bzw. der Gesundheitsversorgung dienenden (wie Krankenhäuser, Ärztedichte, Altenheime,…).
    Des Weiteren könnte man Stellplätze u.U. außerhalb/am Rande der eigentlichen Bebauung planen, KFZ-Verkehr bis vor das Haus wäre dann nur noch zum Ein-Ausladen möglich. (Z.B. als oberirdisches, eingeschossiges und begrüntes „Parkhaus“, das sich direkt an der Hauptstrasse entlangschlängelt und so auch den nicht unerheblichen Verkehrslärm abzuhalten in der Lage wäre!).
    Lage und Größe des Baugebiets lassen einige neue Ideen möglich erscheinen, auf jeden Fall aber muss ein neues Baugebiet die rasant gestiegenen Baukosten und die Auswirkungen davon auf bauwillige Familien berücksichtigen.
    Vielen Dank nochmal und viele Grüße,
    Martin Lauffer

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    • Magnus Wulf

      Hallo Martin, danke für deinen Beitrag. Viele deiner Ideen würden wir sofort umsetzen, wenn wir die dafür notwendige Mehrheit im Stadtrat hätten. Aber es ist schön zu lesen, das wir nicht die einzigen sind, die in diese Richtung denken! Das motiviert uns weiter zu machen.

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  2. Matthias Wermter

    Hallo! Ein kleiner Park wäre schön, sodass die Hektik des Alltags zwischen den Bäumen eingefangen wird und der anständige Bürger von Tonino, Altalya und Berkemeyer kommend, sich zusätzlich erholen kann. Wem gehört die Fläche eigentlich? Die Stadt sollte aufkaufen und vielleicht die Staße zum Krankenhaus verbreitern. Das könnte eine schöne Restaurant / Kneipen / Club Ecke inkl. ein Stück Natur, wie der Sagano Wald in Kyoto / Japan, werden. Danke. MW

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