Über unrealistische Finanzen und die trotzdem gute Entscheidung für die Sporthalle in Gildehaus

Es ist geschafft. Endlich ist wohl unwiderruflich der Neubau der Sporthalle am Mühlenbergstadion plus Schießstand plus Dorfgemeinschaftshaus auf den Weg gebracht.

Wir GRÜNE sind froh über die Entscheidung und wir unterstützen den Bau der Halle, wir denken es ist eine gute Entscheidung für den Schulsport und den Vereinssport.

Eigentlich sollte im Mühlenbergstadion eine große Zweifeldhalle gebaut werden. Als sich abzeichnete, dass die Finanzierung dieser großen Halle von der CDU/FDP-Mehrheitsgruppe abgelehnt würde, schmiedeten die Sportvereine einen kühnen Plan: Nur eine kleine Halle am Mühlenbergstadion, dafür aber zusätzlich eine weitere, große Halle zwischen den Ortsteilen. Nach viel Überzeugungsarbeit der Vereine waren Stadtrat und Verwaltung unter Dr. Pannen bereit, die Idee mitzutragen. Auch, weil Dr. Pannen vorrechnete, dass durch clevere Kombination von Fördermitteln die Mehrkosten marginal seien. Anteil der Stadt: Mühlenberg 0,6 Millionen Euro (Halle plus Dorfgemeinschaftshaus, siehe z.B. GN vom 17.02.2021), neue Halle zwischen den Ortsteilen 3,0 Millionen Euro.

War doch vorher allein die Halle in Gildehaus mit 3 Millionen angesetzt worden, und inzwischen war  klar geworden, dass dies nicht ausreichen würde. Jetzt also: Zwei Hallen zum Preis von einer!  Wer kann da schon nein sagen? Also ich jedenfalls nicht, aber ich habe schon darauf hingewiesen wo die Prioritäten von uns GRÜNEN sind: eine Halle für Gildehaus, für den Schulsport und dann natürlich auch für die Vereine. Die Integration des Schießstandes fand ich ebenfalls eine interessante Idee, eine Art Dorfgemeinschaftshaus ist eher ein Extra, schließlich ist Gildehaus nicht wirklich ein Dorf.

Man kennt das: Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meist auch nicht.

Nun sind wir ein paar Monate weiter, es liegen nun ein durchdachtes Konzept und eine (hoffentlich) realistische Kostenplanung vor. Das Konzept von Halle, Schießstand und Dorfgemeinschaftshaus ist gut, wir unterstützen den Bau ausdrücklich. Weniger Anlass zum Jubeln gibt es bei den Finanzen: Statt 0,6 Millionen, liegt der prognostizierte Anteil der Stadt nun bei 1,9 Millionen, das ist mehr als das Dreifache! Auch die Finanzierung der großen Halle zwischen den Ortsteilen klappt nicht so wie vorgerechnet. Erwartete Fördermittel in einer Größenordnung von 1 Million Euro aus dem „Smart Cities“ Programm wird es nicht geben. Und auch der momentane rasanten Anstieg der Baukosten ist noch nicht eingepreist…

Fazit:

Es wird keine zwei Hallen zum Preis von einer geben. Hier wurde ganz offensichtlich überoptimistisch gerechnet. Natürlich produziert man so erstmal positive Schlagzeilen – sicher nicht unwichtig in Zeiten von Wahlen. Das Problem ist, dass der Realitätscheck unausweichlich kommt (siehe oben), und dann müssen allerlei Erklärungen gefunden und zurückgerudert werden. Das ist nicht schön und erhöht auch nicht gerade das Vertrauen in die Kompetenz der Akteure.

Wir im Stadtrat entscheiden auf Grundlage der Informationen, die uns von der Stadtverwaltung vorgelegt werden. Umso besser diese Informationen sind, umso fundierter und realistischer können wir entscheiden. Die Mittel der Stadt sind letztendlich begrenzt, es muss genau abgewogen werden, in welche Projekte investiert werden kann. Gerade bei Investitionen in der Größenordnung von Sporthallen, die Konsequenzen für Jahrzehnte haben, sollte meiner Meinung nach so vorsichtig, finanziell konservativ und realistisch wie irgend möglich mit den Zahlen zu Kosten und Finanzierung umgegangen werden. Bei den Sporthallen war dies nicht der Fall. Eine weitere Sporthalle zwischen Gildehaus und Bad Bentheim wird deshalb sicher kein Selbstläufer.

(51), Chemiker, forscht und lehrt an der Universität Twente. Glaubt an langfristig clevere Lösungen. Seit 5 Jahren im Bad Bentheimer Stadtrat. Reist leidenschaftlich. Fährt gerne Rad und Kanu, klettert – jeweils begeistert aber nicht sonderlich ambitioniert. Lebt in der Bad Bentheimer Innenstadt.

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