Landkreis muss Träger der Oberschule werden!

Die Gruppe „Die Grünen/Die Linke“ begrüßt die Entscheidung für eine Oberschule ausdrücklich hinsichtlich der damit verbundenen pädagogischen und sozialen Vorteile. Das Statement von Dr. Thomas Füser in der Ratssitzung am 30. Mai:

Unsere Entscheidung heute kommt spät, aber noch nicht zu spät. Der in den Anmeldezahlen der Schulen im Sek-I-Bereich ablesbare Elternwille hat diese Entscheidung schon längst getroffen. Somit bietet sich jetzt die Chance, mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für unsere Schülerinnen und Schüler zu gestalten.

Der Schulentwicklungsprozess stockte in den letzten Wochen, weil sich die Kollegien der betroffenen Schulen entweder überfordert mit einer Entscheidung zeigten oder – völlig zurecht – ihre Arbeitszeit als zu schade für die Bearbeitung mehrerer Lösungsvarianten erachteten.

Ich will das nicht kritisieren, denn die Verantwortung für diese Entscheidung kann man nicht delegieren: sie obliegt allein dem Rat der Stadt Bentheim, der dieser Verantwortung ja heute nachkommen wird. Angesichts dessen bedauere ich ausdrücklich, dass der Rat und der zuständige Fachausschuss in dieser Ratsperiode mit dieser Diskussion noch gar nicht befasst waren. Der letzte Ausschuss für Bildung fiel aus, zur kürzlich durchgeführten Ratsklausur wurde das Thema wieder von der Tagesordnung genommen. Ein solches Vorgehen nimmt uns Ratsleute und die Fachausschüsse nicht ernst und es ist mehr als bedauerlich, wenn Entscheidungen von solcher Tragweite nur am Rande von Ratsveranstaltungen informell diskutiert und besprochen werden können. Das sollte anders werden.

Wir entscheiden heute auch „nur“ über die künftige Schulform, noch nicht jedoch über den Standort. Gleichwohl legen die Entwicklungsmöglichkeiten für ein solch großes Vorhaben eine Lösung nahe, die wir als GRÜNE bisher nicht präferiert haben, so dass wir uns womöglich in größerem Maße Gedanken über notwendige Ausgleichsmaßnahmen machen müssen.

Wir haben die Verantwortung, für mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu sorgen. Und wir werden dazu noch weitere gewichtige Entscheidungen treffen müssen. Diese Entscheidungen sollten wir gemeinsam konsequent vorbereiten, denn der Prozess sollte nicht weiter verschleppt werden; – und den Kopf in den Sand zu stecken, entbindet uns nicht dieser Verantwortung.

Die aktuelle Kostenschätzungen für die Schaffung eines neuen Schul- und Sportstandortes belaufen sich auf 19 Mio. Euro, gemeinsam mit den notwendigen Investitionen in Kindergärten, Grundschulen und die Feuerwehr hat unsere Prioritätenliste ein Volumen von über 45 Mio. Euro!

Die Preissteigerungen der letzten Monate (je nach Gewerk 10 – 50 %), ausgelöst durch die Coronakrise, abgerissene Lieferketten und den Krieg in der der Ukraine, sind hier noch gar nicht mit einbezogen.

45 Mio. Euro + X: Das würde die Stadt Bad Bentheim auf Jahrzehnte lähmen!

Wie sollen wir darauf in der Schulentwicklung reagieren? Diktieren Sparzwänge dann Streichungen wichtiger Raumangebote und Reduzierungen in der technischen Ausstattung? Das kann niemand wollen.

Wäre es nicht schön, wenn es jemanden gäbe, der sich besser mit Schulen auskennt als wir? Jemand der mehr finanzielle Mittel hat? Jemand der gesetzlich verpflichtet ist, sich um die weiterführenden Schulen zu kümmern? Uns erscheint die passende Lösung die Rückübertragung der Trägerschaft für die Sek-1-Schulen an den dafür zuständigen Landkreis zu sein. Dazu bedarf es lediglich eines Ratsbeschlusses und einer intensiven Abwägung der Vor- und Nachteile.

Wer Chancengleichheit ernst nimmt, kann nur wollen, dass alle weiterführenden Schulen im Stadtgebiet zu den Gymnasien in Trägerschaft des Kreises aufschließen können. Ein solcher Schritt würde uns darüber hinaus die notwendige Luft verschaffen, um unseren anderen Aufgaben verantwortungsvoll nachzukommen.

(55), Lehrer. Lehrt und lernt am Burg-Gymnasium Bad Bentheim. Glaubt an die Leistung von Bildung, Kunst und Kultur für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft und die freie Entwicklung der Persönlichkeit ihrer Bürger*innen. Macht liebend gern Musik und Theater in Schule und außerhalb. Schätzt Berge und Meer und bewegt sich dort bevorzugt mit Fahrrad und Wanderstiefel.

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