Wie wir den uns zur Verfügung stehenden Grund und Boden nutzen, bestimmt, wie wir in Zukunft leben werden. Dabei geht es nicht nur um Größe und Anzahl der Flächen, die wir in Anspruch nehmen, sondern auch um die Art und Weise. Bäume und Grünflächen binden CO2 und speichern Wasser, welches sie verlangsamt an die Umwelt abgeben (Verdunstung und Versickerung). Sie verlangsamen somit den Klimawandel und kühlen aktiv ihre Umgebung, womit sie einen wertvollen Beitrag zur Klimafolgenanpassung leisten. Versiegelte Flächen (Dächer, Wege, Plätze usw.) heizen sich dagegen auf, Niederschlagswasser muss sofort abgeführt werden.
Es ist bereits beschlossene Sache, dass der bundesweite Flächenverbrauch von heute 72 Hektar pro Tag auf 30 Hektar pro Tag im Jahr 2030 und auf Netto-Null im Jahr 2050 sinken soll (Quelle 1). Doch lösen wir uns mal von der großen Politik und betrachten die Situation hier vor Ort.
Was hat das mit Bad Bentheim zu tun?
Bad Bentheim hat eine ungefähre Größe von 10.011 Hektar, davon werden 1002 ha bereits von uns „urban“ genutzt. Das Digitale Landschaftsmodell (DLM 250) des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie unterteilt dabei in:
1. Siedlungsfläche (746 ha / rosa)
2. Industrie- und Gewerbegebiet (168 ha / orange)
3. Sport- Freizeit und Erholungsflächen (66 ha / grün)
4. Tagebau (22 ha / ocker)
Ausschnitt aus dem Digitalen Landschaftsmodell (DLM 250) des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (Quelle 02)
Wie bereits erwähnt, ist neben der Größe der in Anspruch genommen Fläche die Qualität der Inanspruchnahme ebenso entscheidend. In Wohngebieten gilt häufig eine Grundflächenzahl von 0,4, was den Eigentümern erlaubt, ihre Grundstücke zu 40% zu bebauen. Abhängig vom Alter der Bebauungspläne und der damit geltenden Baunutzungsverordnung (BauNVO) dürfen weiter 20% für Wege und Nebenanlagen in Anspruch genommen werden. Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IöR) weist für Teile der Bad Bentheimer Innenstadt einen Bodenversiegelungsgrad von fast 90% nach:
Flächenmonitor IöR (Quelle 03)
Im Grunde müssen in den nächsten Jahren die folgenden drei Fragen beantwortet werden:
1. Wieviel Fläche wollen wir noch in Anspruch nehmen?
2. Wie wollen wir die benötigte Fläche nutzen?
3. Welchen Beitrag können und wollen wir als Stadt leisten?
Die Antworten auf diese Fragen müssen im Stadtrat gefunden werden. Mit Ihrer Stimme am 12. September beeinflussen Sie, wie diese Antworten ausfallen werden.
Ich selbst werde die Zeit nutzen und noch einige unnötige Pflasterflächen bei uns zu Hause entfernen, vielleicht haben Sie ja auch noch einen Steingarten der zurückgebaut werden möchte.
Weg damit: Pflastersteine zuhause am Buschweg.
Quellenangaben:
Quelle 01:
https://www.bmu.de/themen/europa-internationales-nachhaltigkeit-digitalisierung/nachhaltige-entwicklung/strategie-und-umsetzung/reduzierung-des-flaechenverbrauchs/
Quelle 02:
https://gdz.bkg.bund.de/index.php/default/open-data/digitales-landschaftsmodell-1-250-000-kompakt-dlm250-kompakt.html
Quelle 03:
https://monitor.ioer.de/
Hallo Magnus, sehr interessant deine Aufschluesselung. Hat so etwas mal jemand für noh gemacht, bzw. ist das auch für Laien leicht einsehbar ueber deine Quellen? Danke und schöne Grüße, Christiane, noh
Hallo Christiane, die Angaben zum Versiegelungsgrad sind über den IöR-Monitor auch für Laien einsehbar. Das DLM 250 (die Flächennutzung) liegt bundesweit vor, für ein Auswertung benötigt man „nur“ ein Desktop-GIS (ein kostenloses findest du unter http://www.qgis.com) und etwas Zeit. Parteifreund dürfen sich aber auch einfachmal per E-Mail an mich wenden, gegen etwas fair gehandelte Schokolade lässt sich da bestimmt was machen 😊
hallo Markus, vielleicht fragt ihr dann auch, wie groß der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche ist.
Hallo Geert, das ist natürlich auch eine spannende Fragestellung und zeigt, wie Komplex das Thema ist. Leider wird das von den Vermessungsbehörden aber nicht erfasst. Die Umwandlung von Ackerland, ohne vorher alle Möglichkeiten in der Innenentwicklung ausgeschöpft zu haben, ist aus meiner Sicht immer schlecht, egal ob die Fläche vorher konventionell oder nachhaltig bewirtschaftet wurde